Was ist agil?

Agilität ist eine Schlüsselkompetenz für Unternehmen im 21. Jahrhundert und ein wesentlicher Eckpfeiler für die erfolgreiche Gestaltung deiner digitalen Transformation. Aber was bedeutet “agil” in einem unternehmerischen Kontext und wie kann man Agilität erklären und beschreiben?

Agilität ist (Lindner und Leyh 2018 und Termer 2016):

…die Fähigkeit der Informationsfunktion eines Unternehmens, Vorbereitungen zu treffen, um auf wechselnde Kapazitätsansprüche sowie veränderte funktionale Anforderungen sehr schnell, möglichst in Echtzeit, zu reagieren sowie die Möglichkeiten der Informationstechnologie derart nutzen zu können, dass der fachliche Spielraum des Unternehmens erweitert oder sogar neugestaltet werden kann.

Was hatte man vor der agilen Methodik?

Der Klassiker unter den Projektmanagement-Modellen ist das sogenannte Wasserfall-Modell, das vor allem in Unternehmen mit hierarchisch geprägten Strukturen häufig zum Einsatz kommt. Dabei werden große Projekte in mehrere Stufen bzw. Phasen unterteilt, die aufeinander aufbauen und in einer vorher festgelegten Reihenfolge durchgeführt werden.

Für Webprojekte sind die typischen Phasen beispielsweise Konzeption, Design, technische Umsetzung, Roll-out und Support. Charakteristisch für das klassische Wasserfall-Modell ist die konsequente Durchführung der vorher geplanten Phasen. Wird eine Phase abgeschlossen, kann und soll diese Entscheidung nicht mehr rückgängig gemacht werden.

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Das Wasserfall-Modell: Anhand eines klar definierten Ablaufs wird das Projekt schrittweise bearbeitet. Eine Aufgabe wird erst begonnen, sobald die vorherige Stufe beendet ist.

Größter Vorteil des Wasserfall-Modells ist die hohe Planungssicherheit. Durch die geordnete Struktur können auch umfangreiche Projekte präzise geplant und zuverlässig durchgeführt werden. Diese Eigenschaft macht das Vorgehen vor allem für Projekte interessant, die sehr konstante Anforderungen aufweisen und keine kurzfristigen Korrekturschleifen benötigen. Entsprechend ungeeignet ist das Wasserfall-Modell folglich für Projekte mit vielen unvorhersehbaren Faktoren, die flexible Anpassungen benötigen.

Aus dieser mangelnden Flexibilität ergibt sich der zentrale Risikofaktor beim Einsatz des klassischen Wasserfall-Modells. Da der geplante Ablauf aus der Konzeptionsphase fest eingehalten wird, zeigen sich Fehler in der Umsetzung normalerweise erst gehäuft am Ende des Projektes. Die Fehler zu diesem späten Zeitpunkt zu korrigieren ist entsprechend teurer als es eine frühzeitige Überarbeitung gewesen wäre.

Um den Problemen des Wasserfall-Modells entgegenzutreten, wurden zahlreiche agile Vorgehensweisen für das Projektmanagement entwickelt, die sich vor allem durch ihre hohe Flexibilität auszeichnen. Beispielhaft soll hier eine besonders erfolgreiche Variante vorgestellt werden: das Scrum-Modell. Im Gegensatz zum Wasserfall-Modell wird das Projekt nicht anhand eines langfristigen Plans durchgeführt, sondern mit Hilfe sogenannter Sprints, also kurzen Bearbeitungszyklen, in denen jeweils ein oder mehrere Themenbereiche bearbeitet, getestet und abgeschlossen werden.

Manifest für agile Softwareentwicklung

Erste Ansätze zu agiler Softwareentwicklung sind Anfang der 1990er Jahre zu finden. Popularität erreichte die agile Softwareentwicklung erstmals 1999, als Kent Beck das erste Buch zu Extreme Programming veröffentlichte. Dies ebnete den Weg für andere agile Prozesse und Methoden. Zu Beginn war Extreme Programming die gängigste agile Methode, spätestens seit der ersten jährlichen Umfrage von VersionOne (2006) ist mit weitem Abstand Scrum die gängigste agile Methode.

Die Bezeichnung agil wurde im Februar 2001 bei einem Treffen in Utah auf Vorschlag von Mike Beedle ausgewählt, als Ersatz für das bis dahin gebräuchliche leichtgewichtig (engl. lightweight). Bei diesem Treffen wurde auch das Agile Manifest formuliert.

Die 4 agilen Kernwerte:

Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation
Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung
Reagieren auf Veränderungen mehr als das Befolgen eines Plans

Um den Teams bei der Umsetzung dieser Kernwerte zu helfen, haben sich die Verfasser des Manifests auch 12 verschiedene Prinzipien ausgedacht, um besser zu erklären, was „agil“ ist:

  • Zufriedenstellung des Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung von wertvoller Software
  • Agile Prozesse nutzen Veränderungen (selbst spät in der Entwicklung) zum Wettbewerbsvorteil des Kunden
  • Lieferung von funktionierender Software in regelmäßigen, bevorzugt kurzen Zeitspannen (wenige Wochen oder Monate)
  • Nahezu tägliche Zusammenarbeit von Fachexperten und Entwicklern während des Projektes
  • Bereitstellung des Umfeldes und der Unterstützung, welche von motivierten Individuen für die Aufgabenerfüllung benötigt wird
  • Informationsübertragung nach Möglichkeit im Gespräch von Angesicht zu Angesicht
  • Als wichtigstes Fortschrittsmaß gilt die Funktionsfähigkeit der Software
  • Einhalten eines gleichmäßigen Arbeitstempos von Auftraggebern, Entwicklern und Benutzern für eine nachhaltige Entwicklung
  • Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design
  • Einfachheit ist essenziell (KISS-Prinzip)
  • Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen in selbstorganisierten Teams
  • Selbstreflexion der Teams über das eigene Verhalten zur Anpassung im Hinblick auf Steigerung der Effektivität

Was ist agil?

Oft fällt es noch schwer, die Prozesse in Unternehmen agil und iterativ zu gestalten. Das liegt daran, dass Menschen von Grund auf eher risikoaversiv sind und auch in ihrem beruflichen Kontext manchmal über Jahrzehnte mit einem Wasserfall-geprägten Denkmuster sozialisiert wurden. Also welche sind die wichtigsten agilen Prinzipien, die Sie beachten sollten, um Ihre Prozesse zu optimieren?

Kontinuierliche Integration.

Das Ziel der kontinuierlichen Integration ist die Steigerung der Softwarequalität. Typische Aktionen sind das Übersetzen und Linken der Anwendungsteile, prinzipiell können aber auch beliebige andere Operationen zur Erzeugung abgeleiteter Informationen durchgeführt werden. Üblicherweise wird dafür nicht nur das Gesamtsystem neu gebaut, sondern es werden auch automatisierte Tests durchgeführt und Softwaremetriken zur Messung der Softwarequalität erstellt. Der gesamte Vorgang wird automatisch ausgelöst durch Einchecken in die Versionsverwaltung.

Continuous Delivery (CD)

Continuous Delivery (CD) bezeichnet eine Sammlung von Techniken, Prozessen und Werkzeugen, die den Softwareauslieferungsprozess verbessern. Techniken wie Continuous Integration (CI), Testautomatisierung und kontinuierliche Installation erlauben in Kombination mit agilen Methoden die Entwicklung qualitativ hochwertiger Software.

Die Automatisierung der Integrations- und Auslieferungsprozesse ermöglicht schnelle, zuverlässige und wiederholbare Deployments. Erweiterungen oder Fehlerkorrekturen können somit mit geringem Risiko und niedrigem manuellem Aufwand in die Produktivumgebung oder zum Kunden ausgeliefert werden. Continuous Delivery wird primär in Kombination mit agilen Methoden eingesetzt. Für eine Einführung von Continuous Delivery wird häufig eine Umsetzung des DevOps-Ansatzes empfohlen.

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Um den Prozess effizient zu gestalten, ein relevantes Produkt zu liefern und das richtige Team für die Aufgabe zu haben, fördert Agile die Weiterentwicklung in jedem Schritt. Die Teams werden gebeten, ihren Prozess nach jeder Iteration zu überprüfen und Verbesserungen für die nächste Iteration vorzuschlagen. Kundenfeedback und Kundenanforderungen werden nach jeder Produkterweiterung berücksichtigt, um sicherzustellen, dass das Team daran arbeitet, was benötigt wird. Schließlich werden die Projektteams für jedes neue Projekt oder sogar für jede neue Projektphase erneut gebildet, um sicherzustellen, dass sie funktionsübergreifend und eigenständig arbeiten können.

Der Kunde ist Teil des Teams

Agile Methoden schaffen Transparenz nach außen und nach innen. Wir machen die einzelnen Aufgaben und Prozessabläufe dem Kunden gegenüber sichtbar. Der Kunde hat zudem die Möglichkeit, an regelmäßigen Austausch- und Zusammenarbeitsformaten – wie Stand-ups, Prototyping und Reviews – teilzunehmen. Auf diese Weise integrieren wir den Kunden in unser Team, er erhält Einsicht in die Entwicklungsstände, kann Zwischenergebnisse abnehmen und neuen Input liefern.

Agile Frameworks

what is agile
Source: deepgnosis.me

Im Aufbau des agilen Projektmanagements bilden die agilen Methoden die oberste Ebene. Das Ziel einer solchen Methode ist es, Projekte in einer bestimmten Art und Weise zu managen und sich dabei auf die agilen Techniken, Prinzipien und Werte zu stützen. Der Einsatz einer agilen Methode bewirkt, dass Ihr Projektmanagement eine tragfähige agile Grundstruktur bekommt. Sie können die Methode natürlich auf Ihre konkreten Projektbedürfnisse anpassen. Dazu müssen Sie sie allerdings genau verstanden haben, damit die Anpassungen schlüssig sind, also der Zweck der Methode zum Tragen kommt.

Sie können basierend auf den Werten und Prinzipien Ihre eigene agile Vorgehensweise entwickeln. Es haben sich aber bereits Prozesse gebildet, die einen Rahmen vorgeben, ohne das Rad neu erfinden zu müssen. Zu den agilen Prozessen gehören u. a. Extreme Programming (XP), Feature Driven Development (FDD), Scrum oder Kanban. Scrum und Kanban sind die beiden agilen Prozesse, deren Verbreitung in Unternehmen auch heute noch zunimmt.

Die Zukunft ist agil

Zukünftige Anforderungen an Führung sind geprägt durch Veränderungen der Märkte, der gesellschaftlichen Werte, der Technologie und Konnektivität. Die wichtigsten Änderungen ergeben sich aus der Globalisierung, dem technologischen Wandel und insbesondere der Digitalisierung. Disruptive Technologien bedrohen die Marktposition etablierter Unternehmen. Gesellschaftliche Werte wandeln sich hin zu einer höheren Selbstverwirklichung verbunden mit einer zunehmenden Demokratisierung.

Die Folge sind einerseits eine Zunahme an Geschwindigkeit, Dynamik, Unsicherheit und Komplexität. Vorstellungen von einer statischen Welt sind längst obsolet. Unternehmen agieren intern in einem Umfeld zunehmender Prozess- und Ergebnisunsicherheit. Das Marktumfeld entwickelt sich dynamisch und ist immer weniger vorhersehbar. Produkte, Technologien und Märkte nehmen exponentiell an Komplexität zu. Managemententscheidungen werden zunehmend unter massiver Unsicherheit gefällt.

Im Kontext zukünftiger Rahmenbedingungen versagen traditionelle, meist hierarchische Ansätze der Führung. Komplexe Systeme können nicht hierarchisch geführt werden. Agilität wird zur zentralen Anforderung im Hinblick auf Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitgeberattraktivität.

Anpassungsfähigkeit und der Umgang mit sich ändernden Rahmenbedingungen setzt Agilität voraus. Agile Führung setzt auf Eigenverantwortung und Selbststeuerung der Mitarbeiter, Vielfalt, Zusammenarbeit in Teams- und Netzwerken, kurzzyklische Steuerung und maximale Kundennähe. Tendenziell präferieren junge Generationen agile Arbeitswelten. Agilität wird zu einem zentralen Faktor für Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung.

Teamhood und Agilität

best kanban tools
Teamhood Kanban-Board

Um Sie bei der Umsetzung agiler Werte und Prinzipien zu unterstützen, konzentrieren wir uns bei Teamhood darauf, ein Werkzeug zu schaffen, das die Zusammenarbeit erleichtert, den Prozess visualisiert und es Ihnen ermöglicht, die besten Ergebnisse zu liefern. Mit Hilfe unserer Vorlagen können Sie schnell eine Scrum– oder Kanban-Tafel erstellen, um Ihre Aufgaben zu verfolgen.

Das Teamhood-Task-Board ist visuell und leicht zu modifizieren, mit Spalten, Zeilen und sekundären Prozessen zur Verfolgung von Unteraufgaben. Verwenden Sie Automatisierung, um Aufgaben zwischen den Tafeln zu verschieben und sicherzustellen, dass Sie Ihren Kunden das optimale Endergebnis liefern.

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